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BR3 Abendschau, 06.11.09 - Vom Soldaten zum Buchautoren

Kriegserlebnisse: Vom Soldaten zum Buchautoren

Bayerisches Fernsehen
Freitag, 06. November 2009, 18.30 Uhr

von Oliver Röhmhild

 

 

BR: So sieht Uwe Deißler aus, wenn er arbeitet, er ist Feldjäger. Und so sieht er derzeit aus. Im Heimaturlaub dumm umgeknickt, Mittelfußknochen gebrochen. In seinen Auslandseinsätzen für die Bundeswehr hat sich der Mann nie ernsthaft verletzt. 2004 Afghanistan: Gerhard Schröder besucht die Truppe. Uwe Deißler und sein Team bereiten wochenlang die Sicherheit für den Kanzler vor. Personenschutz heißt das dann nüchern, egal ob da irgendwer kommt oder sogar der deutsche Bundeskanzler.



Deißler: Dass der sich die Zeit nahm und das deutsche Kontingent besucht hat mag wohl was Besonderes gewesen sein, aber in der Aufgabe ansich war das ganz normales Tagesgeschäft.

 


BR: Viele Jahre war der Feldjäger in Sonthofen stationiert. Nach Einsätzen in Bosnien und im Kosovo kam auch Afghanistan, 3 mal zwischen 2002 und 2004. Viele Wochen Einsatz in einem vom Krieg zermürbten Land. Vor allem die Afghanen selbst haben den Stabsfeldwebel aus Bayern beeindruckt.

 

 

Deißler: Und wenn man dann sieht, wie entlang der Straße die Geschäfte sag ich jetzt mal in dem Sinn jetzt, wie die blühen, ja, wie die kinder... ja, wie die Farbe einkehrt und wie das sich verändert.

 

 

BR: Der 44-jährige hat ein Buch über seinen Einsatz in Afghanistan geschrieben. Geplant hatte er das nicht. Es fing damit an, daß er Tagebuch geführt hat. Im Stillen sagt er, konnte er auf diese Weise mit seinen Erlebnissen arbeiten. Seine Freundin nahm letztes Jahr seine Fotos und Texte und fügte sie für eine Diplomarbeit zusammen. Tja und zunächst wußte er dann auch nicht so recht, was er dann damit eigentlich anfangen soll.

 

 

Deißler: Bis dann mich meine Kameraden gebeten haben, ich solle es endlich mal mit auf die Dienststelle nehmen, sie wollen mal reinschmökern. Ja und dann... hm... wollt ich eigentlich nicht so... Ich nahms dann irgendwann mit und dann haben die reingeschmökert und irgendwann kams dann... "Das mußt du verlegen... das ist ein buch das..." Wie hat die eine gesagt, das ist ein Buch, das die Welt braucht.
Kann ich heut noch nicht verstehen.

 

 

BR: Bescheidenheit ist auch Soldatentugend, im Vorwort steht "Die meisten Soldaten können ihre Erlebnisse nur mit sich selbst aufarbeiten und viele sehen in dem Buch eine Stimme, ihre Stimme, die sie selbst nicht erheben.

 

 

Deißler: Immer mehr Soldaten schreiben ein Buch, also nicht ein Buch in dem Sinn, dass sie es verlegen, sondern schreiben ihr Tagebuch oder schreiben es einfach auf ein Stück Papier letztendlich, wo auch irgendwo in der Kiste landet. Mittlerweile schreiben sogar viele Familien ihre Notizen und Gedanken täglich nieder. Also einmal zuhause in der einen Welt in Deutschland und der andere in dem jeweiligen Einsatz und die Idee war von einem Paar das ich kenne, die tauschen es nachher aus, um den anderen einfach vielleicht besser zu verstehen.

 

 

BR: Uwe Deißler tauscht sich auch manchmal mit alten Munitionskisten aus. Für jeden seiner Auslandseinsätze hat er eine eigene mit Fotos, Briefen und all den anderen Erinnerungen.
Bald braucht er eine neue Kiste, denn wenn sein Fuß wieder gesund ist, dann ruft schon der nächste Auslandseinsatz.

 

 

Quelle: Bayerisches Fernsehen

Oliver Röhmhild