Konzeptionelle Alternative, sowohl inhaltlich als auch visuell mit dem Dauerthema "Afghanistan" anders als gewohnt umzugehen...

Ein Buch über den Krieg in Afghanistan gestalten – als Diplomarbeit?


Man muss kein kritischer Dozent sein, um bei diesem Thema größte Zweifel zu bekommen. Zu oft sind Fotos und persönlichen Notizen über Krieg und Elend nur Material und Gerüst für sachliche bis zynische Distanziertheit oder voyeuristische Scheinbetroffenheit. Alles gut verpackt als Reportage oder Insiderbericht.

Es hatte sich aber schnell gezeigt, dass die Befürchtungen der betreuenden Dozenten und externen Prüfer unbegründet waren. Im Gegenteil – schon im ersten Ansatz hatte sich Simone Uetz-Fugels Arbeit als konzeptionelle Alternative gezeigt, sowohl inhaltlich als auch visuell mit dem Dauerthema „Afghanistan“ anders als gewohnt umzugehen.

Uwe D.s Einsatztagebuch, Notizen und Interviewaussagen bilden die unverkünstelte, nüchterne und doch persönliche Sicht eines Soldaten, der die Realität vor Ort erlebt hat. Auch wenn es nur ein Ausschnitt ist, wird daraus eine eindringliche Schilderung all der Widersprüche und Probleme dieser Mission, die wir zu Hause nicht erfahren und nur journalistisch geglättet übermittelt bekommen – oder ignorieren, weil wir es gar nicht wissen wollen.

Soldaten bekommen Aufträge, die sie erfüllen sollen. Unter Umständen können und dürfen sie nicht einmal darüber nachdenken. Mit Zweifeln und Fehlern – mit dem was falsch oder richtig ist – müssen sie oft genug alleine klarkommen. Was bleibt ist das Gefühl, mit dem was man erlebt alleine zu bleiben und von der 
Außenwelt nicht verstanden zu werden.

Hauptfeldwebel D.s Eindrücke visuell gekonnt verschränkt mit Fotos, Hintergrundinformationen und 
Meldungen der Weltpresse, machen die Dichte des Buches aus. Und erreichen damit auch eine neue Qualität gegenüber all dem – was über das Thema Afghanistan in Bild und Text an uns herankommt.

Weiß der Bundesbürger was diese Mission für den Einzelnen dort bedeutet? Ahnt er es oder will er es gar nicht so genau wissen? Manch einer wird sich beruhigen – Berufssoldaten müssen mit diesem Risiko und den Belastungen leben – eben dem Berufsrisiko. Das müssen Feuerwehrmänner, Polizisten und Bergretter auch.
Und doch gibt es einen Unterschied.

Wenn ein Staat seine unformierten Bürger in eine risikoreiche Mission schickt, sollte er sie mit dem besten Material ausstatten – eigentlich eine Selbstverständlichkeit und als ihr Arbeitgeber, Teil seiner Fürsorgepflicht. Aber deren physischen und psychischen Belastungen und ihre Folgen der Öffentlichkeit zu kommunizieren und als zwangsläufige Folge einer politischen Entscheidung zu verantworten gehören auch dazu.

Schon deshalb sollten alle die (demnächst) wieder darüber zu entscheiden haben die “randnotizen“ lesen.

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